Von Christina Weidmann
Gefälschten Citrin erkennen
Die meisten auf dem Markt erhältlichen Citrine sind gefälscht oder behandelt – und leider schwieriger zu enttarnen, als du dachtest.
Dass 90% der heute angebotenen Citrine gefälscht oder behandelt sind, ist allgemein bekannt. Der wertvolle Edelstein gehört zu den begehrtesten der Welt, ist aber nur selten zu finden. Überrascht hat uns bei unserer Recherche aber, wie oft offensichtlich behandelter Citrin als “Naturcitrin”, “unbehandelter Citrin”, oder “echter Citrin” ausgegeben wurde: 4 von 5 deutschen Onlineshops für Kristalle vielen durch diesen Test – teils sogar unter der Angabe von angeblichen Zertifikaten. Den echten Citrin erkennt ein geübtes Auge aber sogar auf Fotos. Wie ihr behandelte Citrine von natürlichen Citrinen unterscheidet, zeigen wir euch hier im Detail.
Gebrannter Citrin: besonders leicht zu erkennende Fälschung
Gebrannter Citrin ist leuchtend Orange und kommt am häufigsten als Druse (Gesteinsstück mit vielen kleinen Kristallspitzen) oder als Trommelstein daher. Auffällig ist die sehr stark gesättigte Farbe und häufig auch der harte Farbverlauf zwischen opakem Weiß und strahlendem Orange. Bei dieser Art von Citrin handelt es sich um wärmebehandelten Amethyst: er wird bei über 500 Grad Celcius gebrannt, die violetten Spitzen wechseln unter der Wärmeeinwirkung die Farbe. Das Muttergestein aus Quarz bleibt aber weiß. Über 90% der Trommelsteine und Schmucksteine (Perlen, facettierte Steine etc.) sind gebrannter Amethyst. Oft ohne Hinweis darauf.
Besonders einfach sind “Citrin”-Drusen zu entlarven: echter Citrin kommt in der Natur nicht als Druse vor. Gebrannter Amethyst ist übrigens ein typisches Produkt aus Brasilien.
Bestrahlter Citrin: tückische Fälschung
Schwieriger zu erkennen ist bestrahlter Citrin. Diese Fälschungen überfluten aktuell den Markt. Sie stammen fast ausnahmslos aus industrieller Massenproduktion in China, werden aber als „Citrin aus Brasilien“, „Citrin vom Himalaya“ oder „tibetanischer Citrin“ angeboten. Erfahrene Sammler können den Unterschied zu echtem Citrin mit bloßem Auge erkennen: bestrahlter Citrin hat einen Neon-Unterton, der ins gelbliche oder grünliche geht. Sie sind mitunter sehr klar und zeigen manchmal sogar Lichtreflexe und Prismen im Inneren.
Radioaktiv bestrahlter Bergkristall wird zu “Citrin”
Auch wenn es absurd erscheint: Tatsächlich werden Bergkristalle mit Kobalt-60-Gammastrahlung behandelt, also radioaktiv bestrahlt, damit sie sich von transparent zu leuchtend gelb wandeln. Von der radioaktiven Strahlung geht zwar keine Gefahr für den Verbraucher mehr aus, dennoch negiert dieses Labor-Verfahren so ziemlich alles, worum es bei der Steinheilkunde geht. Aus unserer Sicht eine echte Sünde unter den künstlichen Behandlungen. Insbesondere, weil die Bestrahlung besonders oft verschwiegen wird und diese Stücke sehr oft als echte Citrine angeboten werden.
Der bestrahlte, leuchtend gelbe bis grüngelbe, “Citrin” ist nicht nur durch seine auffallend andere Farbe als Fälschung zu erkennen: auch Form, Größe und Preis geben Hinweise darauf, dass es sich hierbei nicht um den wertvollen Naturcitrin handeln kann. Besonders oft wird bestrahlter Citrin als Doppelspitze oder als Spitze (manchmal auch als sehr große, lange Spitze) angeboten. Doppelspitzen und große Spitzen sind in der Natur sehr selten, kommen nur vereinzelt vor und haben Sammlerwert. Es lohnt sich also nachzurechnen: Weit unter 1000 € pro Kilo solltet ihr echten Citrin nicht bekommen.
Bestrahlter Rauchquarz als Citrin-Fälschung
Nicht nur Bergkristall, sondern auch heller Rauchquarz wird radioaktiv bestrahlt, um daraus Fake-Citrine zu machen. Die Kristalle haben einen sehr distinktiven Look: Eine grünliche Farbe mit Neon-Unterton, oft mit wolkigen Einschlüssen in einem sonst transparentem Kristall. Auch sogenannte Phantome können darauf hinweisen, dass es sich um bestrahlten Rauchquarz handelt. Phantome sind jedoch kein sicheres Indiz für eine Fälschung, da sie sehr selten auch bei echtem Citrin (insbesondere bei Citrin aus Namibia und Madagaskar) vorkommen.
Bestrahlter Rauchquarz und echter Citrin im Vergleich
Sieht man die beiden Kristalle nebeneinander, lässt sich die Fälschung mit bloßem Auge erkennen: Bestrahlter Rauchquarz besitzt einen grünen statt braunen Unterton, das Farbbild ist nicht durchgängig. Bei unserer Recherche war diese Art der Fälschung besonders häufig zu finden. Mitunter auch mit dem Hinweis, dass es sich um bestrahlten Citrin handelt. In diesem Fall kauft ihr wenigsten nicht die Katze im Sack. Dennoch finden wir: mit echtem Citrin hat das sehr wenig zu tun. Auch mit der Wirkung des wertvollen Edelsteins kann so ein Laborprodukt nicht mithalten.
Wir kaufen übrigens sehr viele unsere Kristalle bei brasilianischen Familienunternehmen ein – ein neongelber oder neongrüner Citrin ist uns dort noch nie untergekommen. Bestrahlter Citrin aus Brasilien ist also fast immer eine Lüge – die Bezugsquelle liegt ganz woanders.
Naturprodukt unter falschem Namen: Rauchquarz als Citrin
Da echter Citrin einen hellbraunen Unterton besitzt, sieht er dem Rauchquarz zum verwechseln ähnlich. Hellen Rauchquarz als Citrin zu verkaufen, ist ein lohnendes Geschäft, denn Rauchquarz ist 70-90% günstiger als echter Citrin. Die Übergänge sind fließend: gelblicher Rauchquarz existiert und wird bei uns manchmal als „Smoky Citrin“ angeboten - einem Kristall irgendwo zwischen Citrin und Rauchquarz. Ein gelber Farbton sollte bei diesen Exemplaren noch deutlich zu sehen sein, sonst wurde euch einfach Rauchquarz mit Aufpreis verkauft.
Alternative Bezeichnungen
Für behandelte Citrine haben sich eine Menge von Modebezeichnungen eingeschlichen, die eigentlich nur verschleiern sollen, dass hier künstlich nachgeholfen wurde. Hier sind die gängigsten Umschreibungen für behandelten Citrin:
Lemonquarz
Aus der Schmuckindustrie stammend, schleicht sich diese Bezeichnung mittlerweile auch auf dem Kristallmarkt ein. Lemonquarz existiert in der Natur nicht. Es handelt sich um bestrahlten Bergkristall.
Citrin, TBH
Auch wenn es sich nicht von selbst erklärt, wofür das Kürzel “TBH” stehen soll: Es handelt sich um nichts anderes als gebrannten Amethyst. Die Abkürzung steht für “thermisch behandelt”.
Citrin, gebr.
Hier wollte man offensichtlich ein paar Buchstaben sparen: Es wäre ja auch viel zu umständlich gewesen “gebrannter Citrin” auszuschreiben ;)
wärmebehandelter Citrin
Manchmal wird fairerweise darauf hingewiesen, dass es sich nicht um echten Citrin handelt. Wenn die Bezeichung “wärmebehandelt” dabei steht, handelt es sich um gebrannten Amethyst. Wir loben dieses Minimum an Transparenz (und würden so gekennzeichnete Citrine auch nicht als “Fälschung”, sondern lediglich als “künstlich behandelt” einordnen).
Limonitquarz
Den Limonitquarz gibt es in der Natur – wir lieben diesen Kristall, er ist unter seinem Spitznamen “Golden Healer” fest in unserem Sortiment verankert. Es handelt sich dabei um einen brasilianischen Bergkristall, der durch Einschlüsse von Eisen goldene Einschlüsse besitzt. Seine optische Ähnlichkeit zu gebranntem und bestrahltem Citrin wird in letzter Zeit oft ausgenutzt, um daraus eine Mogelpackung zu machen: Behandelte Kristalle werden nun plötzlich nicht mehr als Citrin, sondern als „High Quality Golden Healer“ angeboten. Hier glauben wir ganz fest an eure Urteilskraft: diese Fälschung ist mit bloßem Auge erkennbar.
Behandelte Citrine erkennen
Farbe
Echter Citrin ist Hellgelb bis Honiggelb und hat einen braunen Unterton. Verläufe zu opakem Weiß oder zu Transparenz sind nie hart und wenn überhaupt nur am Fuß des Kristalls zu sehen.
Herkunft
Das berühmteste Herkunftsland für Citrin ist auch heute noch Brasilien. Ein paar eindrucksvolle Naturformen haben wir auch aus Namibia gesammelt. Besondere Vorsicht ist bei den angeblichen Fundgebieten Himalaya und Tibet geboten. Uns sind keine Minen aus diesen Ländern bekannt, die Citrin abbauen.
Form
Vorsicht bei Doppelspitzen, großen/sehr schlanken Spitzen und Spitzen mit 6 identischen Seiten: Diese Schliffe stammen oft aus Massenproduktion und selten aus Brasilien. Am häufigsten wird echter Citrin an den natürlichen Seiten poliert und nicht in Form geschliffen (denn man möchte beim echten Citrin möglichst wenig des wertvollen Materials verlieren).
Preis
Der Preis für Citrin hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Der Richtwert liegt aktuell bei etwa 1000 € / Kilo. Zwei Preisbeispiele: Eine kleine Spitze mit 20 Gramm sollte bei mindestens 20 € liegen. Völlig utopisch: große Spitzen für unter 100 € - je größer die Spitze, desto seltener und wertvoller ist sie.
Menge
Citrin ist rar. Selbst unsere brasilianischen Direktkontakte scharren ihn lokal aus unterschiedlichsten Quelle zusammen, um ihn mit nach Europa zu bringen. Dass ein Händler dutzende Spitzen mit nahezu identischer Form und Farbe auf einmal anbietet, sollte Zweifel aufwerfen – insbesondere wenn behauptet wird, die Kristalle stammen aus Brasilien.